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STANDORT
STANDORT:
Herr Professor Strei-
cher, Sie wurden vor Kurzem auf
eine – von der Tiroler Zukunftsstif-
tung finanzierte – Stiftungsprofes-
sur für Energieeffizientes Bauen an
die Universität Innsbruck berufen.
Einer Ihrer Arbeitsbereiche ist das
energieeffiziente
Lowtech-Haus.
Was ist darunter zu verstehen?
WOLFGANG STREICHER:
Gebäude
werden immer technisierter. Den-
ken Sie nur an Beschattungssyste-
me, die keinen Wind aushalten und
daher mithilfe eines Sensors einen
Elektromotor anwerfen, der die Ja-
lousie hochfährt. Je technisierter
aber Gebäude sind, desto weniger
funktionieren sie. Außerdem sind
die Wartungs- und Betriebskosten
höher. Weiters weiß man nicht, ob
man in zehn, fünfzehn oder zwanzig
Jahren noch die entsprechenden
Ersatzteile bekommt. Daher braucht
es einen Wandel im Denken. Mir ist
aber auch klar, dass das nicht Main-
stream ist.
STANDORT:
Was wäre dieser „Wan-
del im Denken“?
STREICHER:
Unter anderem ein in-
tegrierter Planungsprozess, bei dem
Architekten gemeinsammit Bauphy-
sikern, Haustechnikern und Facility
Managern nach optimalen Lösun-
gen suchen, auch auf altes Wissen
zurückgreifen und dieses mit neuen
Baumaterialien kombinieren. Und
dabei muss nicht weniger behaglich,
bequemund elegant gebaut werden,
es geht um eine gesunde Kunst der
Reduktion, die zwar in der Planung
mehr kostet, sich aber schlussend-
lich in geringeren Ausgaben für den
laufenden Betrieb und die Wartung
rechnet. Um beim Beschattungs-
system zu bleiben: eine intelligente
Ausrichtung des Hauses, Dachüber-
stände, die im Sommer beschatten
und im Winter die Sonne in die
Wohnung lassen etc.
STANDORT:
Mit dem Holzbau-Ex-
pertenMichael Flach und demPassiv-
haus-Erfinder Wolfgang Feist bilden
Sie sozusagen ein „energieeffizientes
Triumvirat“ an der Uni Innsbruck.
STREICHER:
Die Fakultät hat sich
klar positioniert. Nicht nur in der
Forschung, sondern auch in der
Lehre. Das neue Masterstudium „Do-
motronik“ befasst sich mit der intel-
ligenten Vernetzung der Haus-, En-
ergie- und Kommunikationstechnik.
Und es ist in hohem Maße interdis-
ziplinär und verbindet Bereiche aus
den Bauingenieurwissenschaften,
Architektur, Elektrotechnik, Elektro-
nik, Maschinenbau und Informatik
zu einem neuen Ganzen.
STANDORT:
Wie bewerten Sie das
Umfeld in Tirol für Ihren Arbeits-
bereich?
STREICHER:
Das außeruniversitä-
re Umfeld hat mich wirklich sehr
beeindruckt – ich denke dabei an
den Cluster Erneuerbare Energi-
Stärkefeld. Wolfgang Streicher, der neue Professor für Energieeffizientes Bauen, sieht eine klare Positionierung der Universität
Innsbruck auf dem Gebiet der Erneuerbaren Energien. Und auch das wirtschaftliche Umfeld in diesem Bereich beeindruckt ihn.
„Das passt einfach sehr gut zusammen“
D
ie Sicherung einer nachhaltigen
Energieversorgung und neue
Wege der Energiegewinnung wer-
den weltweit relevante Themen der
nächsten Jahrzehnte sein. Der effiziente
Einsatz von Energie wird vor allem für
produzierende Unternehmen immer
mehr zu einem wichtigen Kosten- und
somit Wettbewerbsfaktor – auch in
Tirol. Vor diesem Hintergrund starteten
der Cluster Erneuerbare Energien Tirol
und das MCI gemeinsam im Jahr 2008
mit dem ersten Lehrgang zum Thema
betriebliches Energiemanagement – der
im September 2010 (Anmeldung bis
09. August) in seine vierte Auflage geht.
Im Mittelpunkt der Ausbildung (8 Tage
à 8 Stunden) für 20 bis 25 Teilnehmer
steht die Vermittlung von technischem
Basiswissen über den Energieeinsatz in
den wichtigsten Produktionsprozessen.
Die Ausbildungsschwerpunkte umfas-
sen technische Grundlagen von der
Kühlung über Prozesswärme bis hin
zur Solartechnik. „Nach dieser Semi-
narreihe kann man sehr gut beurteilen,
wo Energiesparpotenziale in einem
Betrieb zu finden sind“, zieht Markus
Posch, Betriebselektriker bei Milford Tee
Austria Bilanz über seine Teilnahme am
Lehrgang.
Weiter Info unter
www.mci.atEffizienter
Energieeinsatz
ENERGIEMANAGER
D
as Ziel, das sich Hubert Tilg und Georg Außerlechner
(im Bild v. li.) im Jahr 2007 steckten, war kein gerin-
ges – die Entwicklung eines „integralen Systems“, das die
verschiedensten aktiven und passiven Elemente der Dachhaut
miteinander vereint. Bei der Intersolar, der weltweit größten
Fachmesse der Solarwirtschaft, konnten die zwei im Juni ihren
Prototyp präsentieren – dazwischen war im Innsbrucker Unter-
nehmen Metallwerk F. Deutsch viel Entwicklungsarbeit nötig, die
ab 2008 durch die Österreichische Forschungsförderungsgesell-
schaft (FFG) unterstützt wurde. Das Ergebnis sind die paten-
tierten integralen Dachmodule detiga
TM
, die aktive Module zur
Stromerzeugung (Photovoltaik) beziehungsweise Warmwasser-
aufbereitung (Solarthermie) mit passiven Modulen zur Dämmung
kombinieren und eine einheitliche Grundform bilden. Dabei
werden die verschiedenen Dachfunktionen wie z.B. Hinterlüftung, Auflattung, Isolierung und Ziegel in jedem Modul ohne zusätzliche
Schnittstelle miteinander verbunden. Außerdem können die Module durch ihre handliche Größe von nur einer Person montiert werden.
Ein weiterer Vorteil ist, dass dadurch keine Übergangselemente benötigt werden und eine durchgehende Außenhaut gebildet wird. Eine
Außenhaut, die nicht nur farblich flexibel ist. „Die Abstimmung der jeweiligen Module erfolgt je nach Ausrichtung oder Neigungsgrad des
betreffenden Dachs. So kann das Energiepotenzial eines jeden Dachs optimal genützt werden“, sagt Hubert Tilg. Unterstützt bei ihrer
Arbeit wurden Tilg und Außerlechner von den Instituten für Bauphysik und Materialwissenschaften der Universität Innsbruck sowie
dem Institut für Wärmetechnik der TU Graz. „Zu den bestehenden Modulen kommt noch ein Fenstermodul dazu. In der zweiten
Hälfte 2011 soll die Produktion am Standort Innsbruck starten“, blickt Außerlechner optimistisch in die Zukunft.
A
uch wenn der Sommer vor der
Tür steht, die nächste Heizperiode
kommt bestimmt. Es gibt eine Vielzahl
klimaschonender und kostensparender
Energietechnologien für unsere Häuser
und Wohnungen. Der Heizungsspezialist
Olymp aus Ötztal-Bahnhof gibt wertvolle
Tipps:
•Niedrige Vorlauftemperaturen bei der
Heizungsanlage sparen Energie: Dass
dies nicht nur mit trägen Fußboden-
oder Wandheizungen möglich ist, zeigt
die Fa. Olymp. Moderne Bauten sind
sehr sensibel auf Fremdwärmeeinflüsse,
daher wären schnell reagierende ALU-
Thermikheizkörper eine Alternative.
•Eine Wärmepumpe nutzt die verfüg-
bare Umgebungswärme und wandelt
diese mithilfe von Strom in nutzbare
Heizungsenergie um. Zu beachten ist,
dass nicht jede bestehende Heizungs-
anlage für den Einbau einer Wärme-
pumpe geeignet ist.
•Moderne Holzheizungen entlasten
die Umwelt: Unkontrolliert und falsch
verbranntes Holz und falsch bediente
Holz- und Kachelöfen tragen u.a. zu
einer verstärkten Feinstaubbelastung
bei. Moderne Holzvergaserkessel und
Pelletkessel sind hingegen sehr wohl
effizient und umweltfreundlich.
•Solaranlagen sind für Brauchwasser und
zur Heizungsunterstützung geeignet:
Flachkollektoren sind die am häufigsten
verbaute Kollektorenart. Vollvakuum-
Röhrenkollektoren aber erreichen vor
allem in der kalten Jahreszeit einen
deutlich höheren Wirkungsgrad und
sind daher perfekt für die solare Hei-
zungsunterstützung geeignet. Zudem
sind Vakuumröhren unempfindlicher
gegen Sturm und Wind.
Alles in einem für das Dach
Energieeffizienz und Behaglichkeit
E
igentlich wäre Energiesparen im Wohnbereich ganz einfach – man braucht nur die Heizung auszuschalten. Doch was
einerseits Kosten sparen würde, hätte auf der anderen Seite wohl einen erheblichen Verlust der Wohnqualität zur Folge.
Wie sich aber beides vereinen lässt, nämlich Energieeffizienz und Wohnkomfort, damit beschäftigen sich Facility Manager an
der Fachhochschule Kufstein. „Beim sogenannten Energiemonitoring geht es darum, den größtmöglichen Nutzerkomfort beim
niedrigstmöglichen Energieverbrauch zu erzielen“, sagt Tobias Schrag,
Professor für Gebäudemanagement und -technik an der FH Kufstein.
Grundvoraussetzung ist dafür eine genaue Analyse des Energieverbrauchs,
um herauszufinden, in welchen Bereichen gespart werden kann. „Zehn
Prozent der Energiekosten lassen sich leicht und ohne große Investitionen in
Gebäude und Anlagentechnik einsparen“, ist Schrag überzeugt. Im Rahmen
eines Enerbuild-Projekts, das den obersten Baustandard in der Alpenregion
analysiert, untersucht Schrag derzeit Wohngebäude in Österreich. „Es geht
dabei um die Frage, ob wir bezüglich Energieeffizienz wirklich dort sind, wo
wir hinwollen, oder ob es Verbesserungsmöglichkeiten gibt.“
Foto: Lechner
Wissenswert
MODERNE HEIZTECHNIK
Foto: Istock
Foto: Friedle
Thema: [ ERNEUERBARE ENERGIEN TIROL ]
Bis 27. Juli läuft sie noch, die Ausschreibung „Technologische Leuchttürme der Elektromobilität“ des
Klima- und Energiefonds. Ziel dieser Förderung (Gesamtbudget 7,7 Millionen Euro, Förderzeitraum max.
drei Jahre) ist die Weiterentwicklung vorhandener und die Entwicklung neuer technologischer Kompo-
nenten in Fahrzeugen und Infrastruktur. Unterstützt werden interdisziplinäre Projekte, die österreichische
technische Innovationen im Bereich der Elektromobilität sichtbar machen. Mehr Info unter
www.ffg.atENERGIE
Technologische Leuchttürme der Elektromobilität
Wolfgang Streicher: Der gebürtige Grazer ergänzt das Stärkefeld für modernes Bauen
und Gebäudemanagement an der Universität Innsbruck.
Mehr Top-Betriebe aus dem Cluster
Erneuerbare Energien Tirol finden Sie
auf
www.zukunftsstiftung.at/mitgliederMehr Info
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]
Nachhaltig sanieren
Der Schwerpunkt der Baufakultät
findet auch im Ausbildungspro-
gramm Niederschlag. Neben dem
Masterstudium „Domotronik“ gibt
es mit dem Universitätslehrgang
„Nachhaltige Gebäudesanierung“
ein einjähriges berufsbegleitendes
Weiterbildungsangebot für die Pra-
xis. Dabei werden die Absolventen
für die Aufgaben einer nachhaltigen
Sanierung von Gebäuden vorberei-
tet und erwerben Kenntnisse und
Fertigkeiten, die zukünftig dringend
für diese Entwicklung nachgefragt
sind. Mehr Info unter
www.nachhaltigsanieren.aten Tirol, ein Netzwerk von über 60
Unternehmen und Institutionen aus
dieser Branche. Mit dieser Kombina-
tion von Forschung, Lehre und Pra-
xis, von Universität und Wirtschaft,
hat sich meiner Ansicht nach die
notwendige kritische Masse in Tirol
gebildet. Das passt einfach sehr gut
zusammen. ]