Table of Contents Table of Contents
Previous Page  2 / 8 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 2 / 8 Next Page
Page Background

3 4 5 6 7 8

STANDORT

0310

2

1

Neue Ausschreibung im 7. EU-RP geöffnet

Thema: [ STANDORT TIROL ]

STANDORT

Im Jahr 2011 stehen für Ausschreibungen im 7. EU-Forschungsrahmenpro-

gramm (EU-RP) rund sechs Milliarden Euro für Forschungs- und Entwicklungspro-

jekte in nahezu allen Themenfeldern zur Verfügung. Nähere Infos zu einzelnen

Programmen sowie zu Beratung, Trainingsangeboten und möglicher Anbahnungsfi-

nanzierung durch die FFG unter

http://rp7.ffg.at/ausschreibungsrunde_juli2010.

I

m Jahr 2001 war ein weltweit

beachteter Wettlauf zu Ende.

Elf Jahre zuvor war in den

USA ein öffentlich finanzierter in-

ternationaler Forschungsverbund

an den Start gegangen. Über 1000

Wissenschaftler in 40 Ländern

arbeiteten unter der Leitung des

Genetikers Francis Collins an ei-

nem ehrgeizigen Ziel, im Jahr

1998 bekamen sie durch die von

Craig Venter gegründete US-Fir-

ma Celera Konkurrenz. Am 26.

Juni 2000 präsentierten die beiden

Forscher im Weißen Haus die ers-

ten groben Entwürfe, im Februar

2001 war es soweit – das mensch-

liche Genom war entschlüsselt.

Ein medizinischer Meilenstein,

aber auch einer für eine andere

Wissenschaftsdisziplin – die Bioin-

formatik. Eine Wissenschaftsdiszi-

plin, die sich seither rasant weiter-

entwickelt hat.

„Vor zehn Jahren waren es noch

sehr wenige Quellen, die viele

Daten generiert haben. In der

Zwischenzeit sind neue Techno-

logien entwickelt worden, mit de-

nen man Daten nicht nur auf der

Ebene der DNA, sondern auch auf

jener der RNA, der Proteine, der

Metaboliten oder biomolekularer

Interaktionen generieren kann“,

sagt Zlatko Trajanoski, der Ende

vergangenen Jahres von Graz nach

Innsbruck auf den neu eingerich-

teten Lehrstuhl für Bioinformatik

an der Medizinischen Universität

berufen wurde. Seine hauptsächli-

che Aufgabe sieht er daher auch

in der Integration dieser Daten, da

„alle diese Technologien komple-

mentär sind, das heißt, eine Tech-

nologie kann nicht die Antwort auf

alle Fragen geben. Erst durch die

Integration der verschieden Da-

ten kann man die Antworten auf

spezifische Fragen geben.“ Ant-

worten, die er nun in Zusammen-

arbeit mit Forscherkollegen der

Medizinuni („Wir Bioinformatiker

können Daten integrieren und

analysieren, dann müssen sie aber

auch noch interpretiert werden

– und dazu brauchen wir die ent-

sprechenden Fachkollegen“) für

die Interaktion von Immunsystem

und Krebszellen sucht. In einem

ersten Schritt geht es darum, mit

bioinformatischer Unterstützung

Biomarker zu finden, um mit die-

sen für Krebserkrankungen besser

zu diagnostizieren. „Der nächste

Schritt ist dann die Untersuchung

biologischer Mechanismen: Wie

entwickelt sich der Krebs, wie rea-

giert das Immunsystem, kann man

es stärken, damit die Krebszellen

bekämpft werden. In weiterer

Folge – und das ist unsere Vision

– steht die Entwicklung von Imp-

fungen, um das Immunsystem zu

stimulieren. Das könnte, im abso-

Bioinformatik. Neue Impulse für den Standort Tirol setzt Zlatko Trajanoski – mit der Integration riesiger

unterschiedlichster Datenmengen will er die Interaktion des Immunsystems mit Krebszellen besser erforschen.

Zlatko Trajanoski: „Unsere Vision ist die

Entwicklung von Impfungen, um das

Immunsystem gegen Krebszellen zu

stimulieren.“

Ideen bei der Kaffeemaschine

luten Idealfall und als Fernziel, bis

zur Vorbeugung gehen“, so Traja-

noski.

Dass auf den studierten Elektro-

techniker in Innsbruck eine gewis-

se Aufbauarbeit – die Sektion für

Bioinformatik wurde an der Medi-

zinuni neu gegründet – zukommt,

ist ihm bewusst, Trajanoski kann

allerdings auf acht Mitarbeiter

seines Grazer Kernteams zurück-

greifen, die – unter anderem mit

Unterstützung der Tiroler Zu-

kunftsstiftung – mit ihm nach Tirol

gekommen sind. „Heutzutage sind

das Um und Auf die personellen

Ressourcen – man kann noch so

viele Ideen haben, irgendwer muss

sie realisieren“, betont ZlatkoTra-

janoski. An Innsbruck schätzt er

auch die tägliche Interaktion mit

den Forschern der Medizinuni

und des Krebsforschungszentrums

Oncotyrol, wo Trajanoski Leiter

des Forschungsbereichs „Bioinfor-

matik & Systembiologie“ ist: „Sehr

oft ist es ja so, dass Ideen bei der

Kaffeemaschine entstehen. Man

hat im Labor ein Problem, holt

sich einen Kaffee, trifft dort einen

Kollegen aus einem ganz anderen

Bereich, man redet miteinander

über das Problem und plötzlich

hat man eine Idee.“ Ideen, die der

ausschlaggebende Input für die

Verwirklichung einer Vision sein

können. ]

Fotos: istock

R

rund zwei Millionen Euro an

Fördermitteln bewilligte die Tiroler

Zukunftsstiftung im Juli. Das Geld geht an

zwei neue, regionale Kompetenzzentren

sowie drei kooperative Projekte der

heimischen Forschungseinrichtungen. Im

Kompetenzzentrum „KryoTipkatheter“

entwickelt die AFreeze GmbH gemein-

sam mit der UMIT, der Medizinuni,

Micado CAD-Solutions und Westcam

Fertigungstechnik ein neuartiges System

für Kryoablation – darunter versteht

man das gezielte Veröden von Gewebe

durch Schockgefrieren – zur Behandlung

von Herzrhythmusstörungen. Das Kom-

petenzzentrum „Hyperbare Infrarotkabi-

ne“ (Physiotherm, MedLog-Alps, UMIT

sowie Georg Juen Design und Autotest)

arbeitet an einer Infrarotkabine, in der

hyper- und hypobare Sauerstofftherapi-

en gemeinsam mit der Infrarotanwen-

dung zum Einsatz kommen sollen. Im

Programm Translational Research wird

neben dem Projekt „RTI“ (siehe Seite 7)

und „Cloud Computing“ (Seite 5) noch

das Projekt „KineControl“ unterstützt,

in dem neuartige Lösungsalgorithmen

zur Steuerung von sechsgelenkigen

Industrierobotern entwickelt werden.

Für Wirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller-

Frischauf sind alle Projekte „ein wichtiger

Antrieb für einen neuen Technologie-

schub aus Tirol“.

Turbo für die

Forschung

FÖRDERUNG

Foto: Friedle

O

ncotyrol war kein Zufalls-

produkt, es war die logi-

sche Weiterentwicklung

von einem Konzept, das wir über

viele Jahre stufenweise vorbereitet

haben“, erklärt Lukas A. Huber,

wissenschaftlicher Leiter von On-

cotyrol. Im Jahr 2003 genehmigte

der FWF für Innsbruck den Spezi-

alfoschungsbereich „Cell Prolife-

ration and Cell Death in Tumors“

(Laufzeit zehn Jahre), sozusagen

eine Art Kaderschmiede, was per-

sonalisierte Krebsmedizin betrifft.

Ein Jahr zuvor hatte das Kompe-

tenzzentrum Medizin Tirol (KMT)

seinen Betrieb aufgenommen, in

den folgenden Jahren gründete die

Medizinische Universität das Bio-

zentrum und definierte Onkologie

als Schwerpunkt. All diese Voraus-

setzungen führten dann zur Grün-

dung von Oncotyrol – Center for

Personalized Cancer Medicine, das

vor zwei Jahren als K1 Zentrum des

Strukturprogramms COMET star-

tete. In fünf Forschungsareas sollen

neue Medikamente und Therapie-

ansätze für die individuelle Patien-

tenbehandlung von Krebserkran-

kungen entwickelt werden.

Und das von der Innsbrucker

CEMIT – Center of Excellence in

Medicine and IT gemanagte Zen-

trum besticht nicht nur durch wis-

senschaftliche Ergebnisse – etwa im

Bereich von Immunzelltherapien

oder Signalmolekülen, die bei der

Krebsentstehung eine große Rolle

spielen –, es weckt auch das Inter-

esse der Wirtschaft. „Zurzeit wer-

den vermehrt Industriefirmen aus

dem In- und Ausland auf Oncotyrol

aufmerksam. GlaxoSmithKline war

da, es gab Gespräche mit Sandoz,

neue Firmen sind beigetreten wie

das deutsch-amerikanische Bio-

tech-Unternehmen Protagen und

die Münchner Firma Crelux. Aktu-

ell nehmen wir Roche Diagnostics

in das Konsortium auf und weitere

Firmenbeitritte sind in Vorberei-

tung“, hält Oncotyrol-Geschäfts-

führer Bernhard Hofer fest. ]

Krebsforschung. Vor zwei Jahren startete das Kompetenzzentrum Oncotyrol, um

neue Medikamente und Therapieansätze für Krebserkrankungen zu entwickeln.

Vermehrtes Interesse

D

ie Meldungen wirtschaftlichen

Wachstums überschlagen sich in

den letzten Wochen – der Aufschwung

ist da. Eurostat schätzt, dass das Brutto-

inlandsprodukt in Österreich im zwei-

ten Quartal 2010 gegenüber jenem im

Vorjahr um zwei Prozent gewachsen

ist. Die Konjunkturlokomotive Deutsch-

land erreicht sogar einen Zuwachs von

3,7 Prozent. Davon profitieren wir

zusätzlich. In Tirol erhebt das Konjunk-

turbarometer der Wirtschaftskammer

ebenso Schwung in der Erholung

– Geschäftslage und Nachfrage haben

sich kontinuierlich verbessert. Trotzdem

wollen 28 Prozent der Spitzenbetriebe

ihre Investitionen sogar zurückfahren.

Ich verstehe die Sorge zahlreicher

Unternehmerinnen und Unternehmer.

Schließlich laufen weltweit Konjunktur-

programme aus, die öffentliche Hand

muss sparen.

Andererseits unterstützen Bund und

Land Tirol die Betriebe gerade jetzt

stärker denn je. Nämlich dann, wenn

diese in Forschung und Innovationen

investieren. In drei Programmen kön-

nen auch Kleinbetriebe allein bei der

Zukunftsstiftung des Landes Tirol noch

während des gesamten Jahres Gelder

abholen. Diese Chance, Marktvor-

sprung zu erarbeiten, während unsere

Finanzierungshilfe das Risiko senkt,

müssen unsere Betriebe nützen! Weil

es aktuell mangelndes Vertrauen in den

Absatz ist, das viele verhalten agieren

lässt, geht es hier noch um eine andere

Dimension: Forschung und gezielte

Innovationsarbeit richten Angebote

exakt an den Bedürfnissen potentieller

Kunden aus. Somit können Unterneh-

men eine verlässliche Nachfragesituati-

on selbst schaffen.

Liebe

Leserinnen

und Leser

EDITORIAL

PATRIZIA ZOLLER-FRISCHAUF

Landesrätin für Wirtschaft

Foto: Land Tirol

E

ine neue Maßnahme, um den ös-

terreichischen Klein- und Mittel-

unternehmen aus dem Bereich der

Sachgüterproduktion Investitionen zu

erleichtern, hat die austria wirtschafts-

service (aws) im Juli gestartet. Geför-

dert werden Investitionen, mit denen

„grüne“ Produkte erzeugt werden sol-

len und die „green jobs“, also Arbeits-

plätze schaffen und somit den Betrieb

ausbauen bzw. insgesamt absichern.

Qualifiziert sich ein Unternehmen für

die neue Öko-Förderung, so erhält es

zusätzlich zum bestehenden aws-För-

derpaket (das aus Zuschüssen, günsti-

gen erp-Krediten und Haftungen beste-

hen kann) einen Bonus von sieben bis

zehn Prozent.

ÖKO-FÖRDERUNG

Oncotyrol in Zahlen

Forschungsbereiche/Areas:

5

Forschungsprojekte:

24

Wissenschaftliche Partner.

21

Industrielle Partner.

28

Start:

Juli 2008

Laufzeit:

mindestens 4 Jahre

Projektvolumen:

24 Mio. Euro

Förderquote:

55 Prozent