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STANDORT
STANDORT:
Sie waren Ende Juni
auf Einladung der Tiroler Zu-
kunftsstiftung persönlich in Tirol
und konnten einen Einblick in die
Schaffenskraft im Bereich Erneuer-
barer Energien gewinnen. Welchen
Eindruck nahmen Sie mit nach
Wien?
THERESIA VOGEL:
Tirol hat sich
von einer starken Seite gezeigt,
denn Projekte zum Thema Erneu-
erbare Energien haben durchaus
Tradition im Land. Hier sind einige
Unternehmen ganz vorn dabei, z.B.
gibt es in der PV-Technologie einige
mittelständische Unternehmen, die
sich international gut positionieren
können. Bei meinem Besuch konn-
te ich mich u.a. bei der Firma
Deutsch oder den Stadtwerken in
Schwaz davon überzeugen, dass
Forschung in der Tiroler Wirtschaft
ganz groß geschrieben wird. Aber
auch die Passivhaustechnologie fin-
det inzwischen breite Anwendung.
So zeigt Tirol, dass mit enegergie-
effizientemBauen imalpinenRaum
– wie beispielsweise am Lodenareal
oder beim O-Dorf 3 – noch viel zu
holen ist.
STANDORT:
Ziel des Klima- und
Energiefonds der Bundesregierung
ist es, klimaschädlicheTreibhausgas-
Emissionen zu reduzieren und eine
nachhaltige Energieversorgung Ös-
terreichs sicherzustellen. Wie groß
ist der Anteil innovativer Ideen aus
Tirol (qualitativ und quantitativ) an
diesen Förderprogrammen bisher?
VOGEL:
Tirol ist durchaus aktiv,
was Forschung und Entwicklung
angeht. Aktuell haben wir 15 Pro-
jekte im Bereich Forschung laufen,
eines wurde bereits abgeschlossen.
Dabei handelte es sich um ein Pro-
jekt, das wir im Rahmen der 1. Aus-
schreibung „Neue Energien 2020“
unterstützt haben und das sich mit
hocheffizienten Dünnschichtsolar-
zellen für die Gebäude- und Geräte-
integration beschäftigte. Wir sehen
die zunehmende Dichte an For-
schungseinrichtungen und innova-
tiven Unternehmen in Tirol natür-
lich auch in unseren Projekten.
STANDORT:
Ein wichtiger Aspekt
zur Reduzierung der Treibhaus-
Emissionen ist die Elektromobilität.
Kann man den Status der Elektro-
mobilität in Tirol festmachen?
VOGEL:
Tirol holt hier auf – das
zeigen ganz klar unsere aktuellen
Ausschreibungen. Bislang gab es
im Rahmen unserer Programme
„Leuchttürme der E-Mobilität“ und
„Modellregionen E-Mobilität“ kei-
ne Projekte mit Tiroler Lead. Dies
könnte sich aber – ohne den Ent-
scheidungen der Fachjury vorzu-
greifen – bald ändern. Bei beiden
Ausschreibungen, die Ende Juli ge-
schlossen wurden, waren nun Tiro-
ler Projektanträge dabei.
STANDORT:
Gibt es herausragen-
de Projekte in Tirol bzw. wo gibt es
Nachholbedarf?
VOGEL:
Ein herausragendes For-
schungsprojekt ist sicher die Ent-
wicklung der „Energywall“, einer
Technologie, deren Entwicklung
wir im Rahmen der 1. Ausschrei-
bung „Energie der Zukunft“ mit
gut 76.000 Euro unterstützt haben.
Ziel des Energywall-Projekts war die
Entwicklung einer leicht zu inte-
grierenden Gebäudekomponente
in modularer Bauweise, die solare
Stromgewinnung, thermische Isola-
tion und Beschattung vereint. Den
Tiroler Projekten, aber auch dem
Standort wird es nützen, besonders
in Stärkefeldern intensiv die Anbin-
dung an internationale Forschungs-
aktivitäten zu suchen. Erste struktu-
relle Schritte sind im Energie- bzw.
Gebäudebereich z.B. mit dem
Ausbau von einschlägigen Profes-
suren an der Uni Innsbruck schon
geschehen. Hier könnten noch wei-
tere, sehr selektive Besetzungen er-
folgen, die auch für die Wirtschaft
eine gute Anlaufstelle für koopera-
tive Forschungen bieten. Wie sehr
Internationalität einem Standort
gut tut, sehen wir richtungsweisend
in den Tätigkeitsfeldern der Tiro-
ler Kompetenzzentren, von denen
die Wirtschaft und die Wissenschaft
profitieren.
STANDORT:
Wo räumen Sie Tirol
besondere Chancen ein bzw. wo se-
hen Sie ein großes Potenzial?
VOGEL:
Wie eingangs gesagt, wir
sehen enormes Potenzial durch
unser Programm „Mustersanie-
rung“ für Tirol. Vor allem das Ho-
telgewerbe – für Tirol eine wichtige
Branche – könnte von diesem An-
gebot des Klimafonds enorm profi-
tieren. Durch gezielte Sanierungen
können Energie und damit Kosten
eingespart werden. Unser aktuelles
Vorzeigeprojekt ist das Boutique-
hotel Stadthalle in Wien. Begleitet
wird das Programm von einer akti-
ven Öffentlichkeitsarbeit – damit
gewinnen die Betriebe also doppelt.
Die Herausforderungen im alpinen
Raum sind allerdings andere. Hier
können wir noch Vorzeigemodelle
brauchen. ]
Erneuerbare Energietechnologien. Auf Einladung der Tiroler Zukunftsstiftung besuchte die Geschäftsführerin des Österreichischen
Klima- und Energiefonds, Theresia Vogel, Tirol. Im Interview beschreibt sie die Eindrücke, die sie von Tirol nach Wien mitnahm.
Aktives Tirol bei erneuerbaren Energien
I
mmer mehr Großkonzerne entdecken
ihren grünen Daumen, so auch die
Fastfood-Kette McDonald‘s – die dabei
auf die Meco Erdwärme GmbH mit
Zentrale in Kirchbichl setzt. Das Tiroler
Unternehmen ist nämlich ein auf Erdwär-
me- und Wärmepumpen spezialisierter
Installationsbetrieb, der Komplettlö-
sungen bei Erdwärme von Planung bis
Installation anbietet. „Wir beschäftigen
uns seit zehn Jahren damit. Mittlerweile
besitzen wir ein fast einzigartiges Know-
how und einen gewissen Technologie-
vorsprung“, erklärt Geschäftsführer
Peter Krimbacher. Ein Know-how, von
dem eben auch McDonald‘s profitiert.
Bereits drei Filialen in Haus im Ennstal,
Villach und Hochleithen wurden mit
der Meco-Technologie ausgestattet. Mit
beeindruckendem Erfolg: So senkte sich
durch die Wärme aus dem Boden der
CO
2
-Ausstoß der McDonald‘s-Filiale in
Villach um 70 Tonnen im Jahr, in Haus im
Ennstal wurden durch das Kühlprinzip al-
lein diesen Sommer an die 10.000 Euro
Stromkosten eingespart, die sonst in die
Klimaanlage hineingeflossen wären.
Meco wärmt
McDonald‘s
ERDWÄRME
E
s gibt Bauprojekte, die zukunftswei-
send sind – sei es anhand der Ar-
chitektur, sei es über soziale Gefüge der
Menschen, die dort leben oder arbeiten,
oder sei es, welche Umweltstandards
angestrebt werden. Das Projekt Olym-
pisches Dorf 3 in Innsbruck der Neuen
Heimat Tirol punktet hier überall. Vor
allem den Umweltstandards gilt beson-
dere Aufmerksamkeit. „Das Bauprojekt
kumuliert unser gesamtes Know-how im
Bereich Passivhausstandard“, zeigt sich
Klaus Lugger, Geschäftsführer der NHT,
selbst vom Konzept beeindruckt. Gerade
in diesem Bereich gäbe es nur wenige
Bauträger in Europa, die ein solches Know-how überhaupt vorweisen könnten. Dieses kommt in Tirol nicht von ungefähr:
Die NHT hat eine mittlerweile15-jährige Tradition beim Bau von Gebäuden im Passivhausstandard. Nach Großprojekten wie
dem Loden-Areal, Lohbach oder Mitterweg stellt das O-Dorf 3 den vorläufigen Höhepunkt dar. Hinter dem Bau von Passiv-
häusern stecken viele Erfahrungswerte, weshalb die Neue Heimat die Ausschreibungen für Projekte selbst übernimmt – wie
eben beim Projekt O-Dorf 3. Die über die letzten 15 Jahren angesammelten Erfahrungswerte spiegeln sich bei der NHT
auch in Zahlen wider: Bei lediglich fünf Prozent Mehrkosten werden Unmengen an Energie eingespart. „Der Energieaufwand
der Gebäude wird durch technischen Aufwand oder verbesserte Isolierung, wie etwa durch dreifach-verglaste Fenster, auf ein
absolutes Minimum gesenkt“, erklärt Lugger.
P
hotovoltaikanlangen sind vielerorts
aus dem Landschaftsbild nicht mehr
wegzudenken. Es ist aber zu beobach-
ten, dass solche Anlagen vorwiegend auf
Freilandflächen und Dächern vorzufinden
oder in Fassadenelementen installiert
sind. Nun stellt sich die Frage, ob beste-
hende Infrastruktur im Eisenbahn- und
Straßenverkehr – wie etwa Brücken,
Galerien, Viadukte usw. – mit PV-Anlagen
versehen werden können. Um Ant-
worten zu finden, unterstützt die Tiroler
Zukunftsstiftung eine Machbarkeitsstudie
des Trinser Solar- und Metallbauun-
ternehmens Hilber GmbH, das sich
auf Forschung und Entwicklung sowie
Erzeugung von PV-Anlagen spezialisiert
hat. „In diesem Projekt soll die Möglich-
keit untersucht werden, ob und unter
welchen technischen Voraussetzungen
PV-Anlagen neben der Energiegewinnung
gleichzeitig als konstruktives Element
eingesetzt werden können“, beschreibt
Gerhard Niedermühlbichler das Vorha-
ben. Bis Sommer 2011 werden konkrete
Ergebnisse vorliegen.
O-Dorf 3: Zukunftsweisendes Bauen
Foto: Klimafonds
Sonnenstrom
von überall
MACHBARKEITSSTUDIE
Foto: NHT
Foto: Friedle
Thema: [ ERNEUERBARE ENERGIEN TIROL ]
Innovative Ideen beleben die Wirtschaft – doch sind diese Ideen auch immer realisierbar? Und mit
welchem Partner sollte man sich als Unternehmer an die Umsetzung machen? Das Initiativprogramm
der Tiroler Zukunftsstiftung bietet Unterstützung bei der Entwicklung von Innovationsprojekten in der
Initialphase. Mehr Infos zum Programm, bei dem jederzeit Anträge eingereicht werden können, unter
www.zukunftsstiftung.at/ipENERGIE
Mit Initiativen zur Innovation
Mehr Top-Betriebe aus dem Cluster
Erneuerbare Energien Tirol finden Sie
auf
www.zukunftsstiftung.at/mitgliederMehr Info
[
]
Erneuerbare Energien in Tirol |
Forschungszentrum – Elektromobilität – Klimaenergy
I
m Juni eröffnete Heliotherm Wärme-
pumpentechnik ein neues Forschungs-
und Entwicklungszentrum. Kontrollierte
Laborbedingungen sollen helfen, neue
Erkenntnisse im Bereich der Wärmepum-
pentechnik und deren praktischer An-
wendung zu erzielen. Insgesamt wurden
4,5 Millionen Euro investiert, zusätzlich
entstanden 15 neue Arbeitsplätze.
N
eun Betriebe aus den Clustern
Erneuerbare Energien, Mechatronik
und IT Tirol setzen unter Konsortial-
führung der Firma inndata soeben eine
Plattform zur Umsetzung größerer
Elektromobilitätsprojekte in Tirol auf. Das
Kuratorium der Tiroler Zukunftsstiftung
hat dafür finanzielle Unterstützung aus
dem Kooperationsprogramm bewilligt.
S
tichwort Internationalisierung: Auf
der Klimaenergy (23.–25. Septem-
ber in Bozen) treten Clusterpartner WAF
Fassadenelemente (Energy Wall), EKS
– Huter KG und ATB Becker gemein-
sam mit dem Wirtschaftsstandort Tirol
auf. Weiters präsentieren sich die Hilber
GmbH und Laserdata auf der etablierten
Fachmesse für den italienischen Markt.
Theresia Vogel: „Tirol ist bei Forschung
und Entwicklung durchaus aktiv.“
Theresia Vogel ist Geschäftsführerin des
Österreichischen Klima- und Energie-
fonds.
Mehr über den Österreichischen Klima-
und Energiefonds, dessen Tätigkeiten
sowie aktuelle Ausschreibungen erfahren
Sie auf
www.klimafonds.gv.at