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STANDORT
Stärkung der biomedizinischen Forschung
Thema: [ LIFE SCIENCES TIROL ]
Eine neue zentrale Serviceeinrichtung der Medizinischen Universität Innsbruck, die Innsbruck Flow Cytometry
Unit (IFCU), stellt ihre Dienste zur detaillierteren Analyse und Auftrennung von Zellen seit Juli allen Forschungsgrup-
pen der Medizinischen Universität zur Verfügung. Die Durchflußzytometrie ist ein Messverfahren, das die Auftren-
nung von Zellen nach definierten Kriterien in großer Reinheit ermöglicht und in allen Bereichen der Lebenswissen-
schaften eingesetzt werden kann.
SCIENCE
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[
]
STANDORT:
Transplantationen sorgten in der
jüngsten Vergangenheit immer wieder für me-
diales Aufsehen. Fast scheint es so, als würden
diese mittlerweile zum Alltag gehören und Ris-
ken wären weitgehend ausgeschaltet. Doch wie
groß sind die Gefahren wirklich?
DOLORES WOLFRAM-RAUNICHER:
Trans-
plantation von komplexen Geweben, wie etwa
Hand- oder Gesichtstransplantation, sind heute
eine Alternative, wenn die klassischen rekonst-
ruktivenTherapiemaßnahmen versagen. Jedoch
beeinträchtigen die lebenslange Einnahme von
Immunsuppressiva und deren Nebenwirkun-
gen bzw. das Risiko einer Abstoßung der Haut
des Transplantates derzeit immer noch eine
breitere klinische Anwendung. Damit eine sol-
che Therapie einer größeren Zahl von Patien-
ten zugute kommen kann, wäre es notwendig,
die medikamentöse Therapie deutlich zu redu-
zieren. Genau mit diesem Problem beschäftigt
sich die Studie, in Kooperation mit ao. Univ.-
Prof. Stefan Schneeberger (Forschungsgruppe
Rekonstruktive Transplantationschirurgie Inns-
bruck). Unsere Arbeitsgruppe bemüht sich, in
Zusammenarbeit mit der Universität Pittsburgh,
um die Entwicklung neuer Konzepte zur loka-
len Therapie der Haut. Durch eine Behandlung
z.B. mittels einer Creme – durch die gezielt eine
Abstoßung der Haut verhindert werden kann
– könnte es möglich werden, nebenwirkungs-
reiche Tabletten einzusparen.
STANDORT:
Zentraler Punkt ist die Absto-
ßung? Was versuchen Sie im Rahmen der Studie
herauszufinden?
WOLFRAM-RAUNICHER:
Ziel der Studie ist es,
den biologischen Mechanismen der Hautabsto-
ßung auf den Grund zu gehen um daraus “Mar-
ker-Gene und Proteine“ zu finden. Sie sollen
einerseits eine frühere Diagnose der Abstoßung
zulassen, andererseits als Grundlage dienen,
um hier gezielt Substanzen (z.B. Antikörper)
zu entwickeln, welche diesen Prozess unterbre-
chen können („targeted therapy“). Weiters ist es
wichtig zwischen Hautabstoßung und anderen
Hauterkrankungen mit gleichem Erscheinungs-
bild differenzieren zu können, um dies bei der
Therapie berücksichtigen zu können.
STANDORT:
Welche Maßnahmen sind im
Zuge der Studie geplant?
WOLFRAM-RAUNICHER:
Zunächst wird die
Abstoßung der Haut einer transplantierten Ex-
tremität nachgestellt. Bei der Untersuchung
der Proben nimmt dann die Datenverarbei-
tung mittels speziell designten Computermo-
dellen, welche sich Methoden des maschinel-
len Lernens und der artifiziellen Intelligenz
zu Nutze machen, einen zentralen Stellenwert
ein (Kollaboration mit der Carnegie Mellon
University, Pittsburgh, PA, USA). Mittels dieser
Techniken sollen die komplexen immunologi-
schen Prozesse im Rahmen der Hautabstoßung
dargestellt und besser verständlich werden. Es
soll die Basis geschaffen werden, um Marker-
gene und Zielstrukturen für neue Substanzen
zur Prophylaxe und Therapie entwickeln zu
können.
STANDORT:
Die Projektdauer beträgt zwei
Jahre. Was ist in dieser Zeit möglich?
WOLFRAM-RAUNICHER:
Einmal die Be-
stimmung jener Zytokine (= Proteine, die das
Wachstum und die Differenzierung von Zellen
steuern), die für die Hautabstoßung maßgeb-
lich verantwortlich sind. Zum Anderen eine Un-
tersuchung der Dynamik der Zytokinregulation
innerhalb der Haut im Zuge der Abstoßung (Zy-
tokine dienen Zellen als „Sprache“ zur Kommu-
nikation miteinander). In der Studie sollen vor
allem die „Kommunikationsmuster“ der Zytoki-
ne untersucht und entschlüsselt werden. Und
zum Dritten soll die Datenverarbeitung helfen,
Schlüsselelemente zu identifizieren, um dann
die Kommunikation an den entscheidenden
Stellen unterbrechen zu können (Identifikati-
on von Zielmolekülen, welche für therapeuti-
sche Zwecke genutzt werden können).
STANDORT:
Welche nachhaltigen Ergebnisse
erwarten Sie sich?
WOLFRAM-RAUNICHER:
Die Forschungs-
ergebnisse sollen langfristig dazu führen, die
Diagnostik der Hautabstoßung zu verbessern
und eine Abstoßung erkennen zu können, be-
vor sie stattfindet (bzw. sichtbare Zeichen und
Schäden auftreten). Auch neue, spezifischere
Therapeutika zur Verhinderung der Hautabsto-
ßung sollen entwickelt werden. Sollte dies ge-
lingen, scheint es möglich, die Transplantation
von Geweben zur klinischen Routine machen
zu können. ]
Translational Research. Eine geförderte Studie zu Abstoßungserscheinungen bei Transplantationen von
Gewebe an der Medizinischen Universität Innsbruck soll Ansatzpunkte für die Prophylaxe und Therapie bieten.
Die Transplantation von Gewebe
könnte zur Routine werden
H
ermann Zeilinger (im Bild) von TÜV
Austria CERT erläuterte beim Qua-
lity Day 2010 der Cluster der Tiroler
Zukunftsstiftung vor allem eines: Quali-
tätsmanagement (QM) ist einem stän-
digen Diskurs unterzogen: „In der Ver-
gangenheit war QM nach Effizienzen
ausgerichtet. Heute ist es um die wichtige
Komponente der Rechtssicherheit zu
erweitern.“ Jede Form von QM muss die
Themen der Legal Compliance beinhal-
ten: „QM ist damit eine der wesentlichen
Säulen des Risk-Managements.“ Sie
durchdringt Managementaktivitäten mit
Zielen, Planbarkeiten, Systematik, Con-
trolling und kontinuierlicher Verbesserung.
Die erweiterte Aufgabenstellung des QM
soll inhaltliche und strukturelle Auswir-
kungen auf ein Unternehmen haben: „Es
gibt namhafte Vertreter des QM, die der
Meinung sind, dass selbstständig geführte
QM-Abteilungen nicht mehr zeitgemäß
sind. Vielmehr sollte QM als Grundhal-
tung gesehen und damit zum Basis-Ver-
ständnis und zur Unternehmenskultur
werden“, so Zeilinger. Es muss im Kon-
text gesehen werden. „Wenn man nun
QM in diesem Sinne versteht, kommt
man nicht umhin, dass ein QM-System
auch die Belange der Rechtssicherheit
und des Risk-Managements beinhaltet
und somit ein wesentliches Element zur
Verbesserung dieser Themen ist.“
QM gehört
erweitert
QUALITÄTSMANAGEMENT
Ergospect: Einzigartige Technologie aus Tirol
[ konkret GESEHEN ]
D
en Stoffwechsel im Muskel zu
messen, war bisher eine relativ un-
angenehme Prozedur. Entweder musste
eine Biopsie vorgenommen, oder der
Patient bis zur Schmerzgrenze gestestet
werden. Aufwendig, ungenau und eben
nicht zuletzt schmerzhaft. Dies veran-
lasste zwei Innsbrucker Ärzte, ein neues
Verfahren zu entwickeln, das Defizite
bei der Diagnostizierung von Stoffwech-
selerkrankungen ausschaltet. Die Lösung
fanden sie in der Magnetresonanz.
Heute, acht Jahre, viele Prototypen und
ein eigens gegründetes Unternehmen
später, funktioniert das Verfahren nicht nur, sondern ist auch äußerst erfolgreich. „Es gibt weltweit keinen einzigen Konkurren-
ten, der ein solches Verfahren anbietet“, erläutert Thomas Hugl, Geschäftsführer des Tiroler Unternehmens Ergospect, das die
vollautomatischen Belastungsgeräte, die es ermöglichen, die Waden-, Oberschenkel- und Gesäßmuskulatur unter Belastung im
Magnetresonanztomografen (MRT) standardisiert zu untersuchen, herstellt und vertreibt. Dass dieses Verfahren nicht nur Patienten
zugute kommt, zeigt der letzte Vertragsabschluss mit dem japanischen olympischen Komitee, dessen Sportler zukünftig mit den
Geräten aus Tirol untersucht werden. „Im Sport macht dieses Verfahren Sinn, um zu erkennen, welche Potenziale der Athlet hat
bzw. noch ausbauen kann. Nach einer Untersuchung kann viel genauer trainiert werden“, meint Hugl, denn mit dem Verfahren
wird festgestellt, welche Versorgungs- und Leistungskapazität der Muskel hat. Trotzdem sieht Thomas Hugl die Hauptabnehmer
im Moment noch im medizinischen Bereich: „Primäre Kunden sind große medizinische Zentren.“ Der Erfolg scheint garantiert
– die Verkaufszahlen steigen proportional mit dem Bekanntheitsgrad des Verfahrens: „Wir wollen jedes Jahr eine Verdoppelung der
Stückzahlen erreichen“, erklärt der Geschäftsführer.
Foto: Tiroler Zukunftsstiftung
Herausforderung
Gesundheitswesen
MCI. Das Gesundheitswesen entwickelt sich weiter.
Das MCI bietet hierfür einen Master-Studienlehrgang.
A
uf das Gesundheitswesen
kommen neue Zeiten zu.
„Die Interaktion verschie-
dener internationaler Gesund-
heitssysteme wird in Zukunft noch
intensiver gestaltet werden“, weiß
MCI-Studiengangsleiter Siegfried
Walch und stelle so nationale So-
zial- und Gesundheitssysteme vor
neue Herausforderungen, auf die
das Management Center Innsbruck
bestens vorbereitet. Vor allem mit
dem Masterstudium „International
Health Care Management“ werden
Studierende auf diese neuen Auf-
gaben, die in der Internationalisie-
rung des Gesundheitsbereiches lie-
gen, geschult. „Es muss verstanden
werden, wie die verschiedenen Sys-
teme funktionieren“, erklärt Walch.
Ziel sei es, dass Studierende nati-
onale Systeme verstehen, grenzü-
berschreitende Problemstellungen
erkennen und auf internationaler,
nationaler und lokaler Ebene das
Gesundheitswesen
weiterentwi-
ckeln können. „Aus diesem Grund
wird am MCI nicht nur klassisches
Management gelehrt, sondern dar-
über hinaus Aspekte politischer
Entscheidungsfindung, des Rechts
und der Medizin“, denn, so Walch:
„Das Gesundheitswesen ist neben
einem wirtschaftlichen vor allem
ein Thema im öffentlichen Interes-
se. Denn ‚Health is Wealth‘ und nur
eine gesunde Bevölkerung ermög-
licht eine entsprechende gesamt-
wirtschaftliche Leistungskraft und
Wohlfahrt.“
]
Dolores Wolfram-Raunicher leitet die Studie im Rah-
men des von der Tiroler Zukunftsstiftung geförderten
Translational Research-Projekts RTI (Rekonstruktive
Transplantationschirurgie Innsbruck).
Foto: Ergospect
Foto: Bullock