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STANDORT
Biotechnologie – Unterstützung für EU-FP7-Projektanträge
Thema: [ LIFE SCIENCES TIROL ]
Über das EU-Projekt AlpsBioCluster
(www.alpsbiocluster.eu)können Tiroler Unternehmen und Forschungseinrich-
tungen aktuell Gelder zur Vorbereitung von Forschungsprojekten im 7. Europäischen Rahmenprogramm akquirieren.
Pro Projekt stehen in den kommenden fünf Monaten maximal 10.000 Euro zur Verfügung. Übernommen werden unter
anderem Reise- sowie Moderations- und Beratungskosten, die bei der Bildung von Konsortien bzw. bei der Erstellung
eines Antrags anfallen. Anfragen:
life-science@zukunftsstiftung.atSCIENCE
D
ie Zahlen sprechen für
sich. Im Jahr 2001 war
mehr als ein Fünftel der
österreichischen Bevölkerung über
60 Jahre alt und bis zum Jahr 2030
wird sich der Anteil auf ein Drittel
erhöhen. Mit ein Grund, dass sozio-
ökonomische und gesellschaftli-
che, aber auch biomedizinische As-
pekte in den Fokus der Forschung
rücken. In Innsbruck beschäftigen
sich Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler seit 1992 mit die-
sem Thema – am Institut für Bio-
medizinische Alternsforschung der
Österreichischen Akademie der
Wissenschaften. „Wir untersuchen
die biologische Alterung von Or-
ganen und Zellen“, sagt Univ.-Prof.
Beatrix Grubeck-Loebenstein, Di-
rektorin des Instituts. „Denn nur
wenn man diese Alterung versteht,
versteht man, warum diese Organe
und Zellen für altersspezifische Er-
krankungen anfällig sind.“
So versteht man inzwischen –
auch durch Arbeiten der Innsbru-
cker Forscher – die Funktionsver-
luste des Immunsystems im Alter
besser. Wichtig für die Immunab-
wehr sind die sogenannten T-Zel-
len, die virusinfizierte Zellen und
Krebszellen im Körper eliminieren
können. Gebildet werden sie im
Thymus, einem Organ des lympha-
tischen Systems, das sich mit Ein-
setzen der Pubertät zurückbildet
– was zur Folge hat, dass der altern-
de Mensch mit dem „angelegten“
Repertoire an T-Zellen auskom-
men muss. Diese T-Zellen können
zum Beispiel durch virale Dauer-
belastungen „ermüden“, aber auch
verschwinden, da sie nie gebraucht
werden. In beiden Fällen ist die Fol-
ge, dass das Immunsystem etwa auf
grippale Infekte nicht mehr richtig
reagieren kann. „Diese Erkennt-
nisse bilden die Grundlage, um
potenzielle Wege zur Prävention
von Funktionsverlusten zu finden
oder spezielle Impfstoffe, die auf
das Immunsystem alter Menschen
abgestimmt sind, zu entwickeln“,
so Grubeck-Loebenstein.
Die Frage der altersbedingten
Veränderungen des Immunsys-
tems ist nur ein Thema, mit dem
sich die Innsbrucker Alternsfor-
scher beschäftigen. Mehrere Ar-
beitsgruppen suchen Antworten
auf das Altern der Prostata, wollen
Alterungsprozesse der glatten Mus-
kulatur bzw. der Fettzellen besser
verstehen oder untersuchen die
molekularen Mechanismen, die
das zelluläre Altern bedingen. Ge-
meinsam ist ihnen das Ziel, Para-
meter des biologischen Alterns zu
definieren, die als Risiko für gewis-
se Erkrankungen aufgefasst werden
können – der Ausgangspunkt, um
potenzielle frühzeitige Interventi-
onsmöglichkeiten zu finden. ]
Alternsforschung. Innsbrucker Wissenschaftler erforschen altersbedingte
Erkrankungen anhand von Untersuchungen auf zellulärer und molekularer Ebene.
Den „kleinen“ Fragen
des Alterns auf der Spur
S
chon länger wird diskutiert, ob Statine, die zur Vorbeugung von Herzinfarkten
verschrieben werden, auch der Tumor-Entstehung entgegenwirken könnten.
Innsbrucker Forscher um Prof. Martin Thurnher (Leiter des Immunologischen Labors
an der Urologischen Klinik der Medizinuni) haben nun in Zellkultur gezeigt, dass die
gemeinsame Gabe von Statinen und Interleukin-2 natürliche Killerzellen gegen Krebs-
zellen aktiviert. Thurnher und Prof. Nikolaus Romani (gemeinsam leiten sie die Cell
Therapy Unit in Oncotyrol – Center for Personalized Cancer Medicine) beschäftigen
sich seit Langem mit der Immuntherapie von Tumorerkrankungen. Dabei wird Krebs-
patienten Blut abgenommen, Dendritische Zellen daraus vermehrt, mit Tumor-Anti-
genen beladen und den Patienten zurückgegeben, wodurch die Immunreaktion gegen
den Krebs verstärkt wird. In letzter Zeit richtet sich das Augenmerk der Forscher auf
die CD56-positiven Dendritischen Zellen. „Unsere neueste Arbeit bestärkt uns in der
Annahme, dass sich die CD56-positiven Dendritischen Zellen in besonderer Weise
für die Immuntherapie von Tumoren eignen könnten. Außerdem zeigt sich, dass
die Kombination von Immuntherapie und pharmazeutischer Behandlung durchaus
interessant sein kann“, so Thurnher. Erst kürzlich hatten Thurnher und Romani gezeigt,
dass CD56-positive Dendritische Zellen bestimmte Lymphozyten mit Anti-Tumorwirkung aktivieren können. Die Dendritischen Zellen wurden ebenfalls durch einen phar-
mazeutischen Wirkstoff stimuliert. Die Aufgabe des Immunsystems ist es, Gefahren von innen und von außen zu erkennen und im richtigen Moment von Toleranz auf Angriff
umzuschalten. Dabei werden aktivierende und bremsende Einflüsse von Immunzellen und ihren Botenstoffen gegeneinander abgewogen. Pharmazeutische Wirkstoffe können
das Gleichgewicht verschieben und das Immunsystem zum Angriff auf Krebszellen anregen.
Die Forscher deckten nun einen komplizierten Mechanismus auf: Die Statine blockieren einen bestimmten Signalweg. Das führt zur Produktion eines Enzyms, woraufhin die
Dendritischen Zellen die Interleukine-18 und -1ß bilden und freisetzen. Diese Botenstoffe wirken nun mit dem von außen zugegebenen Interleukin-2 auf die natürlichen Killer-
zellen ein: Sie stellen Interferon gamma in großen Mengen her. Dessen tödliche Wirkung auf die Krebszellen wird von einer zusätzlichen, ebenfalls neu entdeckten, direkten
Wirkung der Statine auf die Krebszellen verstärkt. Das Besondere daran: Die Anti-Tumorwirkung kommt über eine „Nebenwirkung“ der Statine und über eine „Nebenaufgabe“
der Dendritischen Zellen zustande. „Überhaupt ist die immunstimulierende Wirkung der Statine auf natürliche Killerzellen eigentlich überraschend, weil man bisher eher von
dem gegenteiligen Effekt ausgegangen ist. Es kommt eben sehr genau auf die Bedingungen an, z. B. auf die Ko-Stimulation durch Interleukin-2“, schließt Thurnher.
Weltweit im
Einsatz
ZELLATMUNG
Foto: Friedle
Foto: Oroboros
M
it einem neuen Produkt kommt die
vor zwei Jahren gegründete Perso-
nalagentur Syncurator im Dezember auf
den Markt – Microtraining. „Es handelt
sich dabei um ein neuartiges Konzept im
Trainingsbereich“, sagt Geschäftsführer
Christof Bader. Rund 45 unterschiedliche
Trainings werden angeboten (die Palette
reicht vom Zeit- und Selbstmanagement,
Verkauf etc. bis Social Media Trainings),
Zielgruppe sind Unternehmen, aber
auch Mitarbeiter und Private. Doch
was macht Microtraining so innovativ?
Microtraining basiert technisch auf einer
Buchungsplattform, über die sich Inter-
essierte ihre gewünschte Trainingseinheit
aussuchen und sich direkt anmelden
können – Ort, Zeit und noch freie
Plätze sind klar ersichtlich. Inhaltlich setzt
Microtraining auf professionelle Trainer,
die von Syncurator organisiert werden,
und auf qualitativ hochwertige, kurze und
kostengünstige Einheiten für zehn bis 15
Teilnehmer. „Uns geht es darum, auch
jenen eine Weiterbildungsmöglichkeit
zu bieten, die sich nicht zwei, drei Tage
für ein Seminar Zeit nehmen können“,
erklärt Eva-Maria Dengg, Geschäftsführe-
rin von Syncurator. Die Trainingseinheiten
dauern 3,5 Stunden und sind abends an-
gesetzt. Ein besonderes Service wird für
Unternehmen geboten, die für mehrere
Mitarbeiter ein Programm buchen. „In
diesem Fall kommen wir zum Unter-
nehmen“, so Bader. Gestartet wird mit
Microtraining in Tirol. Ziel ist es, in zwölf
Monaten an zirka 60 Standorten in ganz
Österreich präsent zu sein.
Mehr Info unter
www.microtraining.atTraining in
kleinen Dosen
WEITERBILDUNG
FAKTEN. NEWS.
[ Thema: Life Sciences ]
Im Septem-
ber beschlossen
die Aktionäre der
Innsbrucker Innovacell
Biotechnologie AG,
dem Unternehmen
4,3 Millionen Euro
frisches Kapital zuzuführen. „Damit ist die
laufende multizentrische Studie Phase IIb
ausfinanziert“, erläutert Vorstandsvorsitzender
Ekkehart Steinhuber (im Bild). Die Studie, die
in vier Ländern der EU an mehr als 50 Kliniken
durchgeführt wird, ist erforderlich, um in der EU
eine Zulassung für urocell
®
als Arzneimittel für
neuartige Therapien zu bekommen. urocell
®
basiert auf einem innovativen Therapiekonzept
zur Behandlung von Blasenschwäche, nämlich
auf dem Prinzip der körpereigenen Regenerati-
on des Schließmuskels durch die Verwendung
von körpereigenen Muskelzellen. Die Studie
wird Ende 2010 abgeschlossen, die Ergebnisse
werden für das erste Quartal 2011 erwartet,
danach soll die Phase-III-Studie beginnen.
S
ie sind die Kraftwerke der Zellen
und für die Zellatmung verant-
wortlich – die Mitochondrien. Bei der
Zellatmung werden Nährstoffe zur
Energiegewinnung verbrannt, die dabei
gewonnene Energie wird in Form von
ATP (Adenosintriphosphat) gespeichert
und in den Zellen zur Aufrechterhaltung
der Lebensvorgänge verwendet. Auf
die Messung dieser Zellatmung hat sich
die Innsbrucker Firma OROBOROS
INSTRUMENTS spezialisiert. Der von
ihr entwickelte Oxygraph-2k ist welt-
weit das führende Gerät zur Messung
der Zellatmung. „Wir können anhand
von geringen Probemengen aus Mus-
kelgewebe oder dem Blut die Intensität
der Zellatmung messen – und das mit
einer einzigartig hohen Auflösung“, sagt
der Naturwissenschaftler Univ.-Prof.
Erich Gnaiger, der sich seit den 90er
Jahren dem Phänomen der Zellatmung
widmet und 1992 sein erstes kommer-
zielles Messgerät auf den Markt brachte.
„Seither haben wir die Qualität und
das Ausmaß der Messmöglichkeiten
immer weiterentwickelt. Diese ständige
Innovation, kombiniert mit einer starken
Kundenbindung, ist unser Schutz, damit
wir am Weltmarkt bestehen können“,
so Gnaiger. Über 300 Geräte sind in 34
Ländern im Einsatz, rund 400 wissen-
schaftliche Publikationen sind mithilfe
von OROBOROS-Geräten entstanden.
Bei der Entwicklung setzt man auch auf
die Zusammenarbeit mit zwei Tiroler
Unternehmen, WGT-Elektronik und
software security networks – „der
Schlüssel für unseren Erfolg“, wie es
Gnaiger nennt.
Foto: Friedle
Mehr Top-Betriebe aus dem Cluster
Life Sciences Tirol finden Sie auf
www.zukunftsstiftung.at/mitgliederMehr Info
[
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[ konkret GESEHEN ]
Statine aktivieren das Immunsystem gegen Krebs
Foto: Oncotyrol
Beatrix Grubeck-Loebenstein: „Wir untersuchen am Institut für Biomedizinische Al-
ternsforschung die biologische Alterung von Organen und Zellen.“