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Nach adventure X wusste

die Virologin Dorothee von

Laer mit ihrer Unterneh-

mensidee „Vira Therapeutics“

auch beim internationalen

Businessplanwettbewerb „Best

of Biotech“ zu überzeugen und belegte Platz1.

Das Team der Medizinuni Innsbruck hat das

hochpotente Virus VSV-GP entwickelt. Viren,

die Krebszellen zerstören, sind eine vielver-

sprechende Alternative zu herkömmlichen

Tumortherapien.

In einer Kooperationsstudie mit fünf euro-

päischen Unikliniken für Gynäkologie konnte die

Forschungsgruppe um Prof. Hans Dieplinger von

der Sektion für Genetische Epidemiologie der

Medizinuni Innsbruck das Glykoprotein Afamin

als Biomarker für den Verlauf des serösen Ova-

rialkarzinoms identifizieren. Die Studie wurde

durch eine EU-Forschungsförderung im Rahmen

des RP6 finanziert und im internationalen Fach-

journal Gynecologic Oncology publiziert.

Eine internationale

Gruppe von Forschern auf

dem Gebiet der medizinischen

Entscheidungsfindung sowie

Experten der Computersimu-

lation im Gesundheitswesen,

darunter zwei UMIT-Mitarbeiter (Prof. Uwe

Siebert und Dr. Beate Jahn) arbeiteten ein

Guideline-Handbuch für die korrekte Handha-

bung von Simulationstechniken in der medizi-

nischen Entscheidungsfindung aus. Siebert: „Die

Richtlinien harmonisieren die Standards der

Forschergemeinde und setzen Maßstäbe für wis-

senschaftliches Arbeiten auf höchstem Niveau.“

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0412

standort

Erfolg für Innsbrucker Gefäßchirurgie

Thema: [ LIFE SCIENCES TIROL ]

Im Rahmen der Jahrestagung des österreichischen Verbandes der Gefäßmedizin (ÖVG) in Graz wurden die

drei besten wissenschaftlichen Präsentationen ausgezeichnet. Zwei der begehrten Preise gingen an die Innsbrucker

Universitätsklinik für Gefäßmedizin (Leiter Univ.-Prof. Dr. Gustav Fraedrich): Oberarzt Dr. Josef Klocker erhielt den Preis

für eine Studie zu den Langzeitergebnissen bei Aortendissektion und Oberärztin Dr. Barbara Rantner für ihre Arbeit zu

Stentbehandlungen der Carotis-Stenosen.

Science

Mehr Top-Betriebe aus dem Cluster

Life Sciences Tirol finden Sie auf

www.standort-tirol.at/mitglieder

Mehr Info

[

]

STANDORT:

Im September fand

– organisiert vom Medical Cluster

und der Messe Luzern – das erste

World Medtech Forum Lucerne

statt. Können Sie ein Fazit ziehen?

Peter Biedermann:

Es war

einerseits eine Messe für die Zu-

lieferindustrie, andererseits ein

Fachkongress. Insgesamt war es

ein guter Start. Zahlenmäßig sind

wir mit den Ausstellern und Kon-

gressteilnehmern sehr zufrieden,

für den Gesamtanlass hätten wir

uns vielleicht mehr Besucher ge-

wünscht. Die Besucher, die da wa-

ren, hatten eine gute Qualität, wir

konnten also die Zielgruppe mobi-

lisieren. Daher das Fazit: Es war ein

qualitativ guter Anlass, beim inter-

nationalen Marketing müssen wir

noch etwas zulegen.

STANDORT:

Es gab auch ein Tref-

fen von Medizintechnikclustern.

Biedermann:

Ja, eine tri-natio-

nale Clusterkonferenz mit Organi-

sationen aus Österreich – darunter

der Cluster Life Sciences Tirol – ,

Deutschland und der Schweiz. Es

ist zum ersten Mal zu solch einem

Gedankenaustausch gekommen,

die Cluster haben am Forum auch

Gemeinschaftsstände organisiert.

Diese Kooperation auf Cluster­

ebene wollen wir weiterführen.

STANDORT:

Gibt es so etwas wie

Trends in der Medizintechnik?

Biedermann:

Generell werden

die Stückzahlen kleiner. Das heißt,

man muss die Verfahren anpassen,

neue, generative Verfahren werden

attraktiver. Es geht in Richtung per-

sonalisierte Medizintechnik, was

dazu führt, dass das Engineering

und die Produktionsverfahren an-

gepasst werden.

STANDORT:

Eröffnen sich da-

durch Möglichkeiten für kleine

und mittlere Unternehmen?

Biedermann:

Ich denke schon.

Es gibt gewisse Bereiche in größe-

ren Unternehmen, in denen es

keinen Sinn macht, alles selbst zu

machen. Das bietet Chancen für

spezialisierte Zulieferunternehmen

und in diesem Bereich sind u.a.

neue Verfahren ein Thema. Wir

machen jedes zweite Jahr eine In-

dustrieumfrage. Dabei sehen wir,

dass kleinere Unternehmen eher

in die Technologieentwicklung in-

vestieren, größere Unternehmen

kaufen diese Technologien dann

ein oder übernehmen mit der Zeit

ganze Firmen.

STANDORT:

Mit ca. 1600 Unter-

nehmen ist Medtech ein starker

Industriezweig in der Schweiz. Wo

liegen die speziellen Stärken?

Biedermann:

Sehr viele tech-

nische Entwicklungen in der Trau-

matologie sind Pionierleistungen

Schweizer Ärzte. Das gab der

Schweizer Medtech-Industrie große

Impulse, wir profitieren heute noch

davon. Schon in den Anfangstagen

haben das wirtschaftliche Umfeld

und die Kompetenzen, die in der

Schweiz etwa durch die Uhrenin-

dustrie, Präzisionsmechanik etc.

historisch gewachsen sind, zur gu-

ten Entwicklung der Medtech-In-

dustrie beigetragen. Heute sind die

klassischen Engineer-Disziplinen

wie Mikrotechnik oder Automati-

sierung, aber auch die Life-Science-

Industrien rund um die Medizin-

technik gruppiert – und die sind in

der Schweiz gut ausgebildet.

STANDORT:

Bis 2015 planen 51

Prozent der Schweizer Medtech-

Unternehmen Investitionen im

Ausland. Warum?

Biedermann:

Der Schweizer

Heimmarkt ist zu klein, man muss

sich also am Weltmarkt behaupten.

Daher sind Auslandsinvestitionen –

sei es in Marketing, Marktaufbau,

Produktion oder Forschung – nor-

mal. Natürlich begünstigt der aktu-

elle Wechselkurs des Franken Inve-

stitionen im Ausland.

STANDORT:

Ergeben sich daraus

Chancen für die Medtech-Szene in

Tirol, speziell für Zulieferer?

Biedermann:

Durch den Wech-

selkurs und den allgemeinen Preis-

druck schauen Hersteller genau,

woher sie ihre Vorleistungen bezie-

hen. Wenn ein Zulieferer zu teuer

ist, werden Alternativen gesucht –

und wenn Qualität und Preis stim-

men, wenn man sich in der Medi-

zintechnik-Industrie bewiesen hat

und die entsprechenden Verfahren

beherrscht, bietet das für Unter-

nehmen im benachbarten Ausland

durchaus Chancen – also auch für

Österreich und Tirol.

]

Peter Biedermann: „Es geht in Richtung personalisierte Medizintechnik.“

Foto: Medical Cluster

Peter Biedermann, Geschäftsführer des Schweizer Medical Cluster, über das erste World Medtech Forum

Lucerne, Entwicklungen in der Medtech-Industrie und Chancen für heimische Unternehmen.

„Die Hersteller schauen genau“

FAKTEN. NEWS.

[ Thema: Life Science ]

Foto: Lechner

Foto: Friedle

Vier Buchstaben als Lückenschließer

[ konkret GESEHEN ]

A

DSI – gerade mal vier Buchstaben sind es, und doch

sollen sie eine Lücke in der medizinischen Wissenschafts-

landschaft Tirols schließen. Und zwar jene zwischen akade-

mischer Grundlagenforschung und der Forschung am Tumor-

zentrum Oncotyrol. Das Austrian Drug Screening Institute, wie

ADSI in voller Länge heißt, ist ein Forschungsunternehmen, das

sich mit der frühen Entwicklung von Medikamenten und neuen

therapeutischen Strategien – unter anderem gegen Krebs,

Entzündungen und Stoffwechselerkrankungen – beschäftigt.

Warum es ADSI braucht, erklärt Günther Bonn (Vorstand

des Instituts für Analytische Chemie und Radiochemie der Uni

Innsbruck), gemeinsam mit dem Molekularbiologen Lukas A.

Huber (Direktor des Biocenters der Medizinuni Innsbruck)

wissenschaftlicher Leiter von ADSI: „In Österreich bleiben

leider viele Ergebnisse der Grundlagenforschung liegen, die in

der Entwicklung noch zu unreif sind und von der Wirtschaft als

sogenannte Targets noch nicht aufgegriffen werden. Deshalb

hat sich weltweit ein ‚Mittelding‘ entwickelt, sogenannte ‚Drug

Screening Center‘, in denen Targets genauer unter die Lupe

genommen und für die Industrie entsprechend vorbereitet

werden.“ ADSI wird sich auf die Tiroler Kompetenzen kon-

zentrieren, nämlich das Screening im Bereich der Onkologie

und – als weltweites Alleinstellungsmerkmal – das „Screening

for Natural Compounds“ für potenzielle Targets im Bereich

pflanzlicher Arzneimittel. Ein dritter Bereich wird externe Auf-

träge umfassen, wenn Pharmaunternehmen, aber auch andere

Universitäten, Interesse am ADSI-Know-how und neuer,

technischer Infrastruktur des Instituts zeigen.

Finanziert wird ADSI als Forschungs-GmbH der Uni Inns-

bruck durch Bund und Land sowie von der pharmazeutischen

Industrie, etwa von Bionorica, einem weltweit agierenden

Hersteller von pflanzlichen Arzneimitteln. „ADSI steht unter der

Schirmherrschaft der ÖAW, der Österreichischen Akademie

der Wissenschaften, wurde von ihr international evaluiert und

die Akademie fungiert in Zukunft als Kontrollorgan. Zudem ha-

ben wir einen international besetzten wissenschaftlichen Beirat.

Damit hat ADSI eine Qualitätskontrolle und einen Exzellenzle-

vel, mit dem es international reüssiert“, betont Huber.

Mit eisiger Kälte

Seit September läuft bei AFreeze die erste klinische

Studie mit dem Kryoablationskatheter CoolLoop®.

A

usgangspunkt war die Idee,

Vorhofflimmern

mithilfe

eines Katheters zu thera-

pieren, der lange und verlässliche

Verödungslinien im Vorhofgewebe

des Herzens möglich macht – und

das nicht mit hochfrequentem

Wechselstrom, sondern mit Eises-

kälte, entstehen doch bei der Kryo­

ablation (Kryos = Eis, Ablation =

Verödung) Temperaturen von 80

bis 90 Grad minus. Aus der Idee

von Florian Hintringer (Leiter der

Elektrophysiologie an der Kardio­

logie Innsbruck) und Gerald Fi-

scher (kooptiert am UMIT-Institut

für Elektrotechnik, Elektronik und

Bioengineering) wurde jahrelan-

ge Forschungsarbeit. 2008 wurde

die AFreeze GmbH gegründet, der

CoolLoop®-Katheter wurde entwi-

ckelt und im Tiermodell getestet,

2010 wurde das – aus Mitteln des

Landes Tirol finanzierte – K-Regio-

Projekt „KryoTipkatheter“ gestartet,

im September 2012 wurde die „First

in Man“-Studie des CoolLoop®-

Katheters begonnen. „Sie ist auf

zehn Patienten angelegt, sechs wur-

den in den Kliniken Innsbruck und

Linz schon erfolgreich ablatiert,

die Studie werden wir noch heu-

er abschließen können“, berichtet

Hintringer. Fischer: „Unser Katheter

funktioniert und ist sicher, der aku-

te Behandlungserfolg ist gegeben,

gerade bei Vorhofflimmern müssen

Langzeitergebnisse noch abgewartet

werden.“ Als nächster Schritt steht

die CE-Zertifizierung von Konsole

und Katheter an, um diese in Se-

rie produzieren und verkaufen zu

können, sowie die internationale,

multizentristische Effektivitätsstudie

mit rund 150 Patienten. „Mehrere

Kliniken haben schon Interesse ge-

zeigt“, sagt Hintringer. Ebenfalls in

der Pipeline, so Fischer, sei der zwei-

te, im K-Regio entwickelte Katheter

für eine punktgenaue Ablation, bis

zur klinischen Studie werde es noch

rund eineinhalb Jahren dauern.

]

Fotos: Friedle

Foto: AFreeze

Lukas A. Huber, Günther Bonn (v.li.): „Als offene Innovationsplattform hat ADSI in Österreich ein Alleinstellungsmerkmal.“

Der CoolLoop®-Katheter von AFreeze