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Das „Human Brain Pro-

ject“ wurde von der Europä-

ischen Kommission im neuen

Förderprogramm FET-Flagship

ausgewählt. Eine der daran be-

teiligten 80 Forschungsstätten

ist die Medizinuni Innsbruck. Das Projekt (Lauf-

zeit zehn Jahre, Dotation 1,19 Milliarden Euro)

soll das bestehende Wissen über das mensch-

liche Gehirn zusammenführen und das Gehirn

Stück für Stück auf Supercomputern in Modellen

und Simulationen nachbilden. Univ.-Prof. Dr.

Alois Saria (im Bild) ist im Managementbereich

des Konsortiums tätig. Er soll die Ausbildung von

bis zu 1000 PhD-Studierenden koordinieren,

Ausbildungsmodelle und Curricula entwickeln

sowie eine Fernstudienplattform aufbauen.

Der Tiroler Clusterpartner QMS Selle-

mond expandiert und hat in Wien eine neue

Niederlassung eröffnet: Das Unternehmen ist

auf die Bereiche Labor- und Qualitätsmanage-

ment sowie Reinraumplanung spezialisiert. Der

Bedarf dafür ist enorm – was die Expansion in

den Osten Österreichs erklärt.

Das pränatale Wachs-

tumsverhalten bei Kindern

von an Epilepsie erkrankten

Frauen stand im Fokus einer

Forschungsarbeit von ao.

Univ.-Prof. Dr. Gerhard Luef

(Univ.-Klinik für Neurologie) und Priv.-Doz.

Dr. Markus Rauchenzauner (Krankenhaus

St. Vinzenz in Zams). Für die im Journal of

Neurology publizierte Arbeit wurde Rauchen-

zauner (im Bild) mit dem Professor-Herbert-

Reisner-Preis ausgezeichnet.

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0113

standort

Eine neue, europaweit einzigartige Welt des Hörens in Innsbruck

Thema: [ LIFE SCIENCES TIROL ]

Nach eineinhalb Jahren Planung, Entwicklung der Exponate und Realisierung des Ausstellungskonzepts eröffnete im

Jänner das AUDIOVERSUM im Herzen von Innsbruck. Auf Initiative der Firma MED-EL wird in dem Erlebnis-Museum auf

interaktive Weise das Thema „Hören“ vermittelt. Im AUDIOVERSUM begibt man sich auf eine virtuelle Reise durch das

menschliche Ohr, entdeckt eine städtische Klanglandschaft und kann eine Hörbeeinträchtigung nachfühlen – all das auf über

1000 Quadratmetern Fläche. Infos unter

www.audioversum.at

Science

Mehr Top-Betriebe aus dem Cluster

Life Sciences Tirol finden Sie auf

www.standort-tirol.at/mitglieder

Mehr Info

[

]

F

lorian Kronenberg hat Haus-

tierchen, mehrere. Nur die

Namen, die der Mediziner

ihnen gegeben hat, sind etwas ei-

genartig. ApoA-IV nennt er eines.

Auch das ist schon ein Kosename,

denn eigentlich hört es auf Apolipo-

protein A-IV. Besonders handlich ist

es auch nicht, ist es doch mit freiem

Auge nicht sichtbar. Dafür ist es in-

teressant, sehr interessant sogar für

Kronenberg, Leiter der Sektion für

Genetische Epidemiologie an der

Medizinuni Innsbruck. Seit mehr

als einem Jahrzehnt beschäftigt er

sich mit ApoA-IV, unterstützt unter

anderem vom Land Tirol durch das

regionale Förderprogramm Trans-

lational Research (siehe Seite 2).

ApoA-IV wird fast ausschließlich

im menschlichen Darm gebildet

und in die Lymphe sezerniert. Be-

teiligt ist es unter anderem am

Cholesterin-Rücktransport von den

peripheren Zellen zur Leber oder

anderen Organen, wo Cholesterin

gebraucht wird. Funktioniert der

Rücktransport nicht, kommt es zu

einer Erhöhung des Cholesterin-

spiegels, was die Entstehung von

Arteriosklerose fördern kann. Zu-

dem dürfte ApoA-IV einen Einfluss

auf mehrere metabolische Prozesse

haben.

Im Jahr 2000 konnte Kronen-

bergs Team als erste Forschergrup-

pe weltweit einen Zusammenhang

zwischen niedrigen ApoA-IV-Kon-

zentrationen und koronarer Herz-

krankheit beim Menschen beschrei-

ben. 2006 sorgte eine weitere Tiroler

Studie für internationales Aufsehen.

Kronenberg: „Wir konnten damals

feststellen, dass eine Nierenfunkti-

onseinschränkung hohe ApoA-IV-

Werte verursacht und dass es zudem

ein Prädikator für den weiteren Ver-

lauf der Erkrankung ist.“

Seither hat Kronenberg ApoA-IV

noch genauer unter die Lupe ge-

nommen. „Wir hätten in den letzten

Jahren auch einige kleinere Publika-

tionen machen können. Wir wollen

aber ein ‚Global Picture‘ von ApoA-

IV“, sagt der Mediziner. Ende 2012

konnte er dann mit seinen Mitarbei-

terinnen Barbara Kollerits und Clau-

dia Lamina einen abgeschlossenen

Teil der ApoA-IV-Forschungen im

renommierten Journal of Internal

Medicine präsentieren und zeigen,

dass eine niedrigere Konzentration

von ApoA-IV bei Dialysepatienten

ein Prädikator für die Gesamtmor-

talität ist. Der nächste Schritt soll

nun die Identifikation der in die

Regulierung des ApoA-IV-Spiegels

involvierten Gene sein. Ermöglicht

wird dies durch den Zugriff auf aus-

gezeichnetes Datenmaterial. Neben

dem Material der Bruneck-Studie –

seit 1990 werden 1000 Einwohner

Brunecks im 5-Jahres-Rhythmus

untersucht – hat Kronenberg durch

internationale Kooperationen auf

Blut- und Serumproben mehrerer

Studien Zugriff. „Derzeit liegt die

Fallzahl bei 17.000 Probanden, jetzt

kommen aber noch Daten einer

Schweizer Studie mit weiteren 5000

Personen dazu. Und diese große

Fallzahl braucht es, um bei der Su-

che nach ‚neuen‘ Genen erfolgreich

zu sein“, sagt Kronenberg, Hinweise

auf ein bis zwei neben dem einen

bislang bekannten gebe es schon.

Und auch ein weiteres Feld scheint

sich zu öffnen – Ergebnisse einer

Zusammenarbeit mit einem Grazer

Kollegen deuten auf Zusammen-

hänge von ApoA-IV und den frei-

en Fettsäuren im Blutkreislauf hin.

Was Kronenberg überrascht hat –

obwohl er sein Haustierchen jetzt

schon lange kennt.


]

Foto: Friedle

Der Genetiker Florian Kronenberg beschäftigt sich schon lange mit dem Protein ApoA-IV und ist trotzdem

immer wieder überrascht, bei wie vielen Vorgängen im menschlichen Körper es beteiligt ist.

Global Picture statt Salamitaktik

FAKTEN. NEWS.

[ Thema: Life Science ]

Foto: Friedle

Foto: Teamword

Für eine Zukunft ohne Keime

Das Tiroler Unternehmen AMiSTec hat eine neue Technologie entwickelt, die

Oberflächen gegen die Besiedlung durch unerwünschte Mikroorganismen schützt.

Form und Funktion

MM Design in Bozen zeigt – gute Medizinprodukte

sind viel mehr als nur das technisch Machbare.

D

esign ist die Vereinigung

von Form und Funktion.

Vor allem ist Design aber

Ausdruck einer bestimmten Un-

ternehmensphilosophie bzw. be-

stimmter Unternehmenswerte. Dies

gilt auch oder vielleicht ganz beson-

ders für den Medizinbereich. „Ein

gutes Medizinprodukt trägt den

Ansprüchen verschiedenster Nutz-

ergruppen Rechnung“, erläutert Mi-

chael Scherer von MM Design und

ergänzt: „Gutes und konsequentes

Design muss vor allem den Wert

einer Marke kommunizierbar ma-

chen, also Werte wie Technologie,

Vertrauenswürdigkeit, Qualität und

Präzision vermitteln.“

Die Herausforderung, so Scherer,

liege in der Komplexität einer Viel-

zahl von Nutzeransprüchen. Arzt,

Pfleger, Techniker usw. wollen prak-

tische, sprich funktionale Geräte,

der Patient soll nicht mit angstein-

flößenden Geräten konfrontiert

werden, der Krankenhaus-Verwalter

setzt den Fokus auf die Kosteneffizi-

enz und Produktsicherheit und der

Hersteller will kostengünstig produ-

zieren. Von der Analyse des Nutzer­

anspruchs bis hin zur Herstellung

eines funktionsreifen Prototypen

muss der Designprozess eine Viel-

zahl von Entwicklungsschritten be-

rücksichtigen. Daher ist der Gestal-

tungsprozess eines medizinischen

Geräts ein oft disziplinenübergrei-

fender Prozess, wo unterschiedliche

Kompetenzen gebündelt werden,

um den komplexen Anforderungen

gerecht zu werden.

MM Design, im Jahr 1991 gegrün-

det, ist ein Büro für strategische

Designberatung und Produktgestal-

tung. Das Gestaltungsumfeld des

Bozner Designbüros umfasst Pro-

dukte sowohl im Konsum- als auch

im Investitionsgüterbereich für Un-

ternehmen in Italien, der Schweiz,

Österreich und Deutschland. Infos

unter

www.mmdesign.eu

]

Foto: MM Design

Zirkonfräse designed by MM Design

„Es gibt Hinweise auf ein, zwei weitere Gene,

die den ApoA-IV-Spiegel beeinflussen.“

Florian Kronenberg, Sektion für Genetische Epidemiologie der Medizinuni Innsbruck

Florian Kronenberg

Der Oberösterreicher studierte von

1981 bis 1989 in Innsbruck Medizin.

Nach dem Studium war er bis 1997

am Institut für Medizinische Biologie

und Humangenetik der Uni Inns-

bruck tätig. Danach folgten ein zwei-

jähriger Aufenthalt an der University

of Utah, die Habilitation im Jahr 2000

sowie zwei Jahre als Forschungsleiter

am Helmholtz Zentrum in München.

Seit 2004 ist Kronenberg Professor

für Genetische Epidemiologie an der

Medizinuni Innsbruck.

M

ikroorganismen wie Bak-

terien und Pilze findet

man auf fast allen unbe-

lebten Oberflächen. Besonders in

Spitälern werden sie dabei mehr

und mehr zur Gefahr, da es inzwi-

schen viele resistente Keime gibt.

Eine neue, weltweit einzigartige

Lösung für dieses Problem hat die

AMiSTec in Kössen entwickelt. Dem

Team um Peter Guggenbichler und

Maximilian Lackner gelang es, erst-

mals inhärent und dauerhaft keim-

freie Oberflächen herzustellen.

Vorbild für die AMiSTec-Techno-

logie ist der natürliche Säureschutz-

mantel der menschlichen Haut.

Dazu Peter Guggenbichler: „Bei äl-

teren Verfahren, wie zum Beispiel in

Materialien eingearbeitetes Nano-

Silber, gab es den Nachteil, dass die

Wirksamkeit mit der Zeit nachließ.

Bei unserer Technologie ist das nicht

der Fall.“ Bei der AMiSTec-Methode

werden spezielle Übergangsmetall-

verbindungen in Kunststoffe einge-

bracht. Kommen sie mit Wasser in

Berührung, bilden sich protonierte

Wassermoleküle (H

3

O+Ionen, be-

kannt als Oxoniumionen), die die

Proteinstrukturen der Keime zer-

stören und zum Absterben führen.

„Wir können inzwischen nahezu

alle Kunststoffe keimresistent ma-

chen“, betont Lackner und ergänzt:

„Die Materialsysteme und Produkte,

die wir mit unseren Kunden entwi-

ckeln, kann man mit einem Tuch

und einem Reiniger abputzen und

die wenigen Keime, die vielleicht

noch anhaften, sterben nach kurzer

Zeit ab. Aber auch wenn man nicht

wischt, sterben die Keime innerhalb

weniger Stunden ab.“ Und auch

Farben, Lacke und Silikon können

mit der neuen Technologie keim-

resistent gemacht werden. Das er-

öffnet ein weites Anwendungsfeld:

Medizin, öffentlicher Verkehr und

Industrie, Anstriche, Verpackungen

– nicht zuletzt auch in der Lebens-

mittelindustrie.

Im AKH in Wien läuft derzeit ein

Feldversuch und in Graz werden die

Halteschlaufen einer Straßenbahn

mit antimikrobieller Beschichtung

getestet. In Österreich, China und

Deutschland hat AMiSTec inzwi-

schen Lizenznehmer, beispielsweise

für Kabel und Epoxidharz, das für

Bodenbeschichtungen verwendet

wird. Damit werden Schlachthöfe

oder milchverarbeitende Betriebe

ausgestattet, um dort das Infekti-

onsrisiko zu reduzieren, aber auch

um den Einsatz von zum Teil nicht

ungiftigen chemischen Reinigungs-

mitteln zu senken. Die AMiSTec-

Technologie erlaubt es den Li-

zenznehmern und deren

Kunden, Kosten, Reini-

gungsmittel und Energie zu

sparen.

Die Technologie selbst

ruft keine Resistenzen her-

vor und nachteilige Aus-

wirkungen auf die Umwelt

gibt es ebenfalls nicht, da

die eingesetzten Stoffe

nicht toxisch sind. Infos un-

ter

www.amistec.at


]

Foto: Huber

Dr. Maximilian Lackner, Dr. Peter Guggenbichler (v.li.)