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Förderberatung
ber 2014 ihren Betrieb aufnahm und 2016 mit einem 91-prozentigen
Volllastbetrieb überzeugte.
„Unser Ausgangsmaterial – und das ist ein immenser Vorteil gegenüber
anderen Technologien – muss nicht groß aufbereitet werden“, so der
Unternehmer. Genutzt wird heimisches Brennholz niederer Qualität,
das nur mehr thermisch genutzt werden kann. Huber: „Ob das im Wald
verrottet oder bei uns für Strom und Wärme umgewandelt wird, ist
egal, es wird auch die gleiche Menge CO
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freigesetzt.“ Die Verwendung
heimischer Biomasse steigert auch die Wertschöpfung vor Ort, der
Brennstoffpreis ist im Vergleich zu anderen günstig, was die – zuge-
geben höheren – Kosten einer Syncraft-Anlage gegenüber anderen
Holzgasanlagen rechtfertigt. Alles, was der Wald hergibt – Holz inklusi-
ve Rinde und Feinanteil –, kommt in die Anlage, lediglich gehackt und
getrocknet, „wobei“, betont Huber, „wir nichts verarbeiten, was man es-
sen kann“. Die Umwandlung von Holz zu Gas erfolgt nun schrittweise,
durch die einzigartige Technologie entsteht ein, so Huber, sehr reines
Gas, das, bevor es in den Gasmotor geschickt wird, um dort Strom zu
erzeugen, abgekühlt und entstaubt wird. Syncraft-Anlagen seien aber
keine Alleinunterhalter, schränkt Huber ein, vielmehr eine Ergänzung
für größere Biomasseheizwerke oder Fernheizwerke. „Wir können z.B.
die Strom- und Wärme-Grundlast für eine Gemeinde liefern“, hält er
fest, nämlich dann, wenn im Sommer die größeren Heizwerke nicht
effizient ausgelastet werden können.
Am Ende von PowerBox sei dem Team jedenfalls der Knopf aufge-
gangen, kein Wunder, dass man einen Schritt weiter wollte. In einem
zweiten K-Regio, PowerBox
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(2013–2016, Projektvolumen 1,4 Millionen
Euro, Förderung 0,9 Millionen Euro) legte man den Fokus auf alterna-
tive Brennstoffe: „Wir haben viel versucht und ausprobiert.“ Getrock-
neten Klärschlamm in pelletierter Form etwa („Dafür haben wir uns
den Maschinenbauer Falkner mit ins Boot geholt.“), was sich als nicht
so einfach herausstellte. Bessere Ergebnisse erzielt man mit Altholz z.B.
von Paletten. „Da sind wir eigentlich sehr weit, Altholz zerhackt und
getrocknet liefert mehr Asche, ist aber mit unserem System aller Vor-
aussicht nach gut verarbeitbar – ein wenig Hirnschmalz wird man wohl
vor der letztendlichen Kommerzialisierung noch reinstecken müssen“,
meint Huber: „Ergebnis soll ein Demonstrationskraftwerk mit Altholz
sein, am liebsten in Tirol.“
Mit seinen „klassischen“ Holzkraftwerken ist Huber schon über die
Landesgrenzen hinaus bekannt, nach dem Südtiroler Vierschach und
dem Vorarlberger Dornbirn ging Ende 2016 auch im steirischen Stadl
ein Syncraft-Werk in Betrieb, weitere Planungsaufträge hat das Schwa-
zer Unternehmen schon in der Schublade. Das Prestigeobjekt sei aber,
daraus macht Huber kein Hehl, die Anlage der Innsbrucker Kommunal-
betriebe in der Rossau. Zugute gekommen ist ihm dabei das EU-Projekt
Sinfonia, mit dem für Innsbruck effiziente und smarte Energielösungen
gefördert, gesucht und umgesetzt werden sollen. In nur viereinhalb
Monaten Bauzeit wurde das Holzkraftwerk (Kostenpunkt zwei Mil-
Der Drohnen-Erfolg machte Lust auf mehr,
2016 begann Furtenbachs Team – wieder
mit einem Initiativprojekt gefördert – mit
dem Bau eines Klein-Quadrocopters für eine
360-Grad-Kamera. Die damit gedrehten und
mit einer Software nachbearbeiteten Videos
machen den Seher sozusagen zum Protagonis-
ten, er erlebt beim Schauen z.B. das Fahren im
Tiefschnee. Für die Kamera entwickelten die
Tüftler eine eigene Aufhängung, der erste Flug
war erfolgreich, der zweite eher nicht. „Trial
and Crash“, lacht Furtenbach, inzwischen ha-
ben sie die Drohne aber so weit. Zielpublikum
sind diesmal nicht Sendeanstalten, sondern
TVBs: „Mit den Videos kann der Gast schon
zuhause erleben, was ihn im Urlaub erwartet.“
Für Aufträge ist Furtenbach gerüstet, sein
vierköpfiges Team wird heuer aufgestockt.
So wie FF Film hat auch Medgas neue Auf-
träge am Laufen, neben dem Krankenhaus
Wien Nord sind, so Heinricher, „noch zwei,
drei größere dabei“, ansonsten beliefere man
auch Kunden, „die nur ein, zwei Systeme
benötigen“. Das sei auch ein Unterschied von
Medgas zum „großen“ Mitbewerb am Markt,
mit den 18 Mitarbeitern am Standort Lienz
sei man ein kleines Unternehmen, dafür aber
flexibel und übernehme auch die Montage
selbst. Zudem produziert man am Standort,
ein Vorteil, liegt doch der Kundenschwer-
punkt von Medgas im DACH-Markt, die
Konkurrenz, die in Frankreich, der Türkei
oder gar in Asien produziert, „hat da schon
längere Lieferzeiten“, betont Heinricher.
2016 war Lukas Furtenbach am Mount Everest, der Aufstieg
wurde erstmals mit einer selbstgebauten Drohne gefilmt.
„Wir matchen die
innovativen Projekte der
Tiroler Unternehmen mit
den passenden Förderungen.“
Johannes Rohm ·
Unternehmensförderung, Standortagentur Tirol
Förderberatung
D
er Mount Everest hat schon einiges erlebt. Mit Sir Edmund
Hillary und Tenzing Norgay erreichten 1953 erstmals zwei
Menschen den Gipfel, 1978 schafften es Reinhold Messner und
Peter Habeler ohne zusätzlichen Sauerstoff, Franz Oppurg gar alleine
ganz hinauf. 1979 stand mit Hannelore Schmatz die erste Frau am
höchsten Berg der Welt, mit Jordan Romero 2010 gar ein 13-Jähriger.
Menschen verwundern den Everest also längst nicht mehr, am 19. Mai
2016 kam er aber aus dem Staunen nicht heraus, filmte ihn doch eine
Tiroler Drohne Marke Eigenbau auf 8.848 Meter. Im Oktober war der
Weltrekord im Fernsehen zu sehen, seither, sagt Lukas Furtenbach,
werden die Drohnen-Filmdienste des Innsbrucker Unternehmens FF
Film ständig nachgefragt. Die Nachfrage könnte noch weiter stei-
gen, Furtenbach hat seit Kurzem auch eine Drohne im Portfolio, die
360-Grad-Videos liefern kann.
Auf eine gestiegene Nachfrage kann auch Bernhard Heinricher vom
Osttiroler Medizintechnik-Spezialisten Medgas-Technik medical
systems verweisen. In den Medizintechnik-Bereich sei man als Elektro
technik-Unternehmen vor mehreren Jahren quasi hineingestolpert,
erzählt Heinricher: „Mit unseren Elektroinstallationen hatten wir
damals auch Krankenhäuser als Kunden, die medizinischen Medienver-
sorgungssysteme mussten wir allerdings zukaufen. Da haben wir uns
gesagt: Warum machen wir das nicht selbst?“ Die Umsetzung war so
erfolgreich, dass 2012 in Leisach die Medgas-Technik als Tochter der
deutschen Medgas gegründet wurde. Schon ein Jahr später begannen
die Überlegungen, eine sogenannte Deckenversorgungseinheit, wie
sie in Operationssälen eingesetzt wird, zu entwickeln. 2015 startete
die Umsetzung einer Einheit mit Schwenkarm – und wenn man schon
dabei ist, dachten die Medgas-Entwickler, geht sich ein höhenverstell-
barer Hubarm auch noch aus. „In Ausschreibungen wird großteils der
einfache Schwenkarm verlangt, Hubarme, die z.B. im Orthopädie-Ope-
rationsbereich zum Einsatz kommen, machen etwa rund 15 Prozent
aus“, sagt Heinricher. Ziel war es, ein komplettes Produktportfolio im
Talon zu haben. „Beide Produkte sind fertig, im November 2016 haben
wir sie auf der Medica, der weltweit größten Medizin-Fachmesse,
vorgestellt“, berichtet der Medgas-Geschäftsführer. Aufträge hat man
auch schon in der Tasche, allein ins künftige Krankenhaus Wien Nord
„liefern wir 190 solcher Systeme“.
Die Medica sei das Ziel gewesen, das man sich gesetzt habe. Um den
richtigen Zeitplan ins Projekt zu bringen, habe ihn das Schreiben des
Projektantrags sehr geholfen, gibt Heinricher zu. Schwenk- und Hub
arm wurden jeweils aus dem Förderschwerpunkt Forschungs-, Ent-
wicklungs- und Innovationsprojekte (FEI) des Landes Tirol unterstützt,
„diese Förderung war nicht nur wegen des Geldes wichtig, sie hat
zusätzlich die notwendige Struktur in die Innovationsarbeit gebracht“.
Auch Lukas Furtenbach konnte auf finanzielle Unterstützung zurück-
greifen, als er an seiner gebirgstauglichen Drohne zu arbeiten begann.
Seit 2014 bieten der Innsbrucker und sein Partner Harald Fichtinger
mit Furtenbach Adventures Heliskireisen, Expeditionen und exklusive
Abenteuerreisen an. Ein befreundeter Kameramann lieferte die Idee,
die Adventures auch filmisch zu dokumentieren und die großen Me-
dien- und Fernsehanstalten damit zu beliefern. Schnell hatte man sich
als Outdoor- und Naturdokufilmer einen Namen gemacht, wichtig war
Furtenbach dabei, „immer technisch up to date zu sein“. Gefilmt wurde
auch mit Drohnen, die allerdings ein Handicap haben. „Ab 5.000, ab
6.000 Meter ist die Luft so dünn, dass die Rotoren den Auftrieb nicht
mehr schaffen“, weiß Furtenbach. Klar war, dass es für größere Höhen
eine Spezialdrohne benötigt, die Hersteller konnten dem Innsbrucker
aber nicht helfen: „Wir haben uns dann ins Thema reingestürzt, Be-
rechnungen und Pläne gemacht, das Material übers Internet geordert
und zusammengebaut.“ Die Zeit, sagt er, konnten sie sich durch das
Initiativprojekt des Landes freischaufeln. Die erste Spezialdrohne
crashten sie ins Eis, bei der zweiten explodierte der Akku, die dritte
schaffte es auf den Mount Everest.
Hubarme
H Ö H E N F L Ü G E
Medgas-Technik-Geschäftsführer Bernhard Heinricher:
„Mit Schwenk- und Hubarmen haben wir ein komplettes
Portfolio für den OP-Bereich im Angebot.“
Der Medizintechnik-Experte Medgas setzt auf selbst
entwickelte Deckenversorgungseinheiten für den
OP-Bereich, Lukas Furtenbach schickt eine Drohne für
360-Grad-Videos in die Luft. Unterstützung erhielten
beide durch die Innovationsförderung des Landes Tirol.
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· Tätigkeitsbericht 2016 ·
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